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Eine Leiche im Baggersee, eine im Kühlschrank

Der erste Satz
Das kleine Kind lag in seinem Gitterbett.

Krimi der Woche ∙ N° 08/2021 ∙ Hanspeter Eggenberger

Auf den ersten Blick scheinen die beiden Todesfälle nicht zusammenzuhängen. Die eine Leiche wird in einem Baggersee gefunden. Ertrunken. Die andere ein paar Tage später in einem Kühlschrank. Erstickt. Bei beiden ist unklar, ob sie getötet wurden oder sich selbst umgebracht haben. Und Katja Sand, Mordermittlerin bei der Münchner Polizei, und ihr Assistent Rudi Dorfmüller finden immer mehr Gemeinsamkeiten. Beide Männer waren früher bei der deutschen Marine, der eine hatte dort eine Spezialausbildung als Kampftaucher. Beide haben traumatische Erlebnisse hinter sich, die ihr Leben veränderten. Schliesslich stellt sich auch heraus, dass beide beim gleichen Psychoanalytiker, einem renommierten Trauma-Spezialisten, in Behandlung waren.

Das seien etwas zu viele Zufälle, um da keinen Zusammenhang zu sehen, findet Katja Sand. Sie ist die Hauptfigur im ersten Band der „Trauma“-Trilogie von Christoph Wortberg, „Kein Entkommen“. Wortberg, Kölner Schauspieler („Lindenstrasse“), Drehbuchautor („Tatort“) und Schriftsteller (bisher Jugendbücher) hat mit Sand eine interessante Protagonistin geschaffen. Der alleinerziehenden Mutter bedeutet ihr Job bei der Kriminalpolizei fast alles, sie kniet sich in ihre Fälle, auch wenn sie dafür ihr Privatleben vernachlässigt.

Ihr Vorgesetzter, der wegen dem Zusammenhang mit der Marine unter politischem Druck steht, will die beiden Todesfälle bald als Suizide abgehakt sehen. „Macht, Einfluss, unterschiedliche Interessen. Es ist immer dasselbe. Am Ende steht nicht die Wahrheit selbst, sondern die Behauptung einer Wahrheit, egal wie unglaubwürdig sie auch sein mag.“ Doch Sand bleibt hartnäckig und ermittelt weiter.

Dabei hat sie noch ganz andere Probleme. Eben hat sie eine ihr nicht genehme Beziehung ihrer 15-jährigen Tochter hinterrücks und unter Missbrauch ihres Jobs beendet. Und nun findet die Tochter auch noch heraus, wer ihr Vater ist, der ihr von der Mutter bislang verheimlicht wurde. Damit nicht genug: Die aktuelle Ermittlung konfrontiert Sand immer stärker mit einem eigenen Trauma. Dass dieses bis zum Ende nicht aufgedeckt wird, sondern quasi als Cliffhanger zum zweiten oder womöglich gar dritten Band der Reihe eingesetzt wird, ist unredlich gegenüber der Leserschaft und die Hauptschwäche dieses Romans.

Die Geschichte ist sonst über weite Strecken durchaus gut und leidlich spannend erzählt. Interessanter als der eigentliche Plot mit den beiden Toten ist dabei letztlich jedoch die ganze Mutter-Tochter-Geschichte – einerseits die um Katja Sand und ihre Tochter, aber auch die um die Ermittlerin und ihre eigene Mutter.

Wertung: 2,5 / 5

Christoph Wortberg: Trauma – Kein Entkommen
dtv, München 2021. 352 Seiten, 12,95 Euro/ca. 19 Franken (Taschenbuch 2023)

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Bild: Jan Knoff

Christoph Wortberg,

geboren 1963 in Köln, studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Köln. Danach liess er sich zum Schauspieler ausbilden, unter anderem an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er spielte am Theater und im Fernsehen. In der legendären Langzeit-TV-Serie „Lindenstrasse“ (1985 bis 2020) spielte er von Folge 57 (1987) bis Folge 863 (2012) und danach in einigen Gastauftritten bis 2020 den Arztsohn Frank Dressler.

Er schrieb Radio-Features und arbeitet als Drehbuchautor fürs Fernsehen, so für den Kölner „Tatort“ (WDR/ARD), aber auch für Serien wie „Die Wache“ (RTL), „Herzschlag – Das Ärzteteam Nord“ (ZDF) und „SOKO Köln“ (ZDF).

Als Schriftsteller veröffentlichte er seit 2004 einige Jugendromane. Mit der „Trauma“-Trilogie, deren erster Band „Kein Entkommen“ soeben erschienen ist, legt er erstmals Kriminalromane für erwachsene Leser vor. Der zweite Teil, „Kein Vergessen“, soll im September dieses Jahres erscheinen.

Christoph Wortberg lebt als freier Autor in Köln.


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